Ausflug in alte Zeiten: Eine mittelalterliche Grundausstattung

Im letzten Jahr habe ich mich in Videos über historisches Nähen auf YouTube verliebt. Die Kanäle von Bernadette Banner und Morgan Donner wären da vor allem zu nennen. Auch wenn ich vermutlich nie so eine unendliche Geduld beim Nähen mit der Hand aufbringen werde, möchte ich mich auch mal in diesem Bereich versuchen. Das ist definitiv meilenweit außerhalb meiner Komfortzone, aber ich möchte schauen, wie weit ich komme. Wie sind die Unterschiede zu modernen Schnitten? Vielleicht kann man sich ja auch durchaus was abschauen.

Fangen wir mal ganz einfach an. Zumindest schnitttechnisch. Ich habe mir überlegt, eine mittelalterliche Grundausstattung zu nähen. Eine Gewandung, die in einen recht großen zeitlichen Rahmen passt. So 12.-14. Jahrhundert würde ich sagen. Dazu gehören nach meinem aktuellen Wissensstand mindestens ein langes Hemd, das mittelalterliche Äquivalent zur Unterwäsche, und eine Kleid. Ich möchte eine sogenannte Cotte nähen, strenggenommen noch immer ein Unterkleid, also eher was für im Haus. Draußen hätte man wohl meist noch einen Surcot übergezogen, das ist ein sehr weites Kleid ohne Ärmel. Aber erstmal reichen mir Hemd und Cotte.

Stoff war im Mittelalter eine kostbarer Rohstoff. Und oft auch selbstgewebt, dementsprechend möchte man natürlich so wenig Verschnitt wie möglich haben. Das Hemd bestand daher komplett aus Rechtecken und dreieckigen "Geren", die seitlich eingenäht wurden und dem Saum mehr Weite geben. Männer trugen übrigend dieselben Hemden, nur etwas kürzer. Die Hemden bestanden in aller Regel aus Leinen.

Die Cotte konnte prinzipiell aus dem selben Schnitt genäht werden wie das Hemd. Im laufe der Zeit wurde sie aber immer körperbetonter und mit Schnürungen versehen. Der Rock durfte dagegen seit üppig ausfallen. Je mehr und je besser der Stoff, desto reicher der Träger und desto höher der Status. Das war bei unseren Vorfahren eben nicht anders als heute.

Ich werde die Cotte noch sehr einfach gestalten, ohne Schnürungen, dafür mit einem Schlüsselloch Ausschnitt und sogennaten S-Ärmeln. Geren werden nicht nur an den Seiten, sondern auch vorne und hinten eingesetzt. Zumindest ist das der aktuelle Plan, denn dieses Mal stelle ich nicht gleich das fertige Projekt vor, sondern starte erst jetzt damit. Auf Instagram möchte ich dann immer wieder mal "Work in progress" Bilder zeigen. Das Projekt wird sicher ein bisschen dauern.

Ich beginne mit einem kleinen Teaser. Oh, es ist Ewigkeiten her, dass ich zuletzt mal etwas gezeichnet habe. Mir war gar nicht bewusst, dass ich das so vermisst habe.

Beim Material musste ich ein bisschen improvisieren. Ich habe einen weißen Stoff für das Hemd und einen blauen für die Cotte gekauft. Ist allerdings kein reines Leinen, da ist noch etwas Viscose drin. Fällt aber auf jeden Fall schön. Zum Nähen werde ich dann Baumwollgarn verwenden. Ich muss mich mal umsehen, kann mich nicht erinnern, schonmal Nähgarn aus Leinen gesehen zu haben. Auch wenn Baumwolle im Europe des Mittelalters bekannt war, war es doch sehr teuer. Na ja, ist trotzdem historischer als Viskose.

Ich hätte lieber einen dunkleren Blauton genommen, aber auch das wäre im Mittelalter sehr teuer geworden. Für den Adel wäre meine Grundausstattung viel zu einfach, also habe ich ein helleres Blau genommen. Hat was von hellem Denim. Aber ich denke, mit Färberwaid hätte man so einen Ton auch hinbekommen.

Nun denn, möge die Zeitreise beginnen. Niemand ist gespannter als ich. :D

Kommentare

Anne
Hallo liebe Christina, die Sache mit den historischen Kleidungsstücken finde ich auch sehr interessant! Hut-ab, dass Du Dich da rantraust! Ich schaue es mir gerne an, wenn so schöne Teile vorgeführt werden. Zeigst Du es, wenn es fertig ist?
Liebe Grüße

Anne
Hallo Anne! Danke dir! Natürlich zeige ich die fertigen Sachen, ich fürchte nur, das wird noch dauern. Ich habe gerade erst die erste Gere zusammengenäht.

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